IT-Executive Club | An der Alster mit Peter Ringbeck


IT-Executive Club | An der Alster mit Peter Ringbeck

 

Regelmäßig stellen wir Mitglieder des IT-Executive Clubs vor, indem wir sie in einem kurzen Interview-Format zu Wort kommen lassen. Dabei stellen wir Hamburgs CIOs Fragen über ihre Arbeit oder ihr Unternehmen und lassen Einschätzungen zum IT-Standort Hamburg und zum Club geben. In dieser Ausgabe sprachen wir mit Peter Ringbeck am Steg an der Alster über die Herausforderungen der IT in der Finanzdienstleistungsbranche, seinen Weg zur Informationstechnik und seine Gedanken über die Hansestadt. 


 

Name: Peter Ringbeck

Unternehmen: DZ HYP - Die DZ HYP ist eine führende Immobilien- und Pfandbriefbank in Deutschland und Teil der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken

Position: Head of IT & Organisation (CIO)

 

Interview geführt von: Björn Pahlke


Peter, wie bist du zur IT gekommen?


Der Weg zeichnete sich bei mir am Ende meiner Schullaufbahn ab. In der elften Klasse unterhielt ich mich in einem Orientierungsgespräch mit einem Berufsberater des Arbeitsamtes. Dafür bin ich heute noch dankbar. Auf die Frage, was wir in Zukunft machen wollen, erwiderte ich mein großes Interesse für die Wirtschaft und die Informatik. Der Berufsberater hielt das für perfekt, denn er wusste, kurze Zeit später würde der erste Studiengang für Wirtschaftsinformatik in Münster starten. Also habe ich mein Abitur gemacht, ging zur Bundeswehr und schloss mich dann schnell dem Studium an.

 


Das hat sich dann auch im Berufsleben fortgeführt?


Tatsächlich habe ich danach nie wirklich die Berufsrichtung gewechselt. Das Studienprofil hat mich von der ersten bis zur letzten Minute begeistert und der gerade Weg hat sich glücklicherweise auch im Berufsleben fortgesetzt. In mittlerweile 25 Jahren Berufserfahrung habe ich die Entscheidung nie bereut. Auch wenn man es kaum glauben mag: Bis heute kann ich noch auf das Wissen meines Studiums zurückgreifen. Natürlich ist vieles moderner geworden, doch die Grundzüge sind bis heute hilfreich.

 


Wer viel Erfahrung besitzt, kann bestimmt auch eine gute Einschätzung geben. Was ist denn entscheidend für eine erfolgreiche IT innerhalb eines Finanzunternehmens?


Zehn Jahre arbeitete ich als Berater und kenne daher auch viele andere Branchen. Den Großteil meiner Zeit verbrachte ich aber in der Finanzdienstbranche. Einige behaupten immer wieder, dass die Branche hinterherhinkt. Tatsächlich musste die Finanzwelt aber schon in den 60ern und 70ern IT einsetzen, um die Masse an Informationen zu verarbeiten, zu verdichten und entsprechend für Entscheidungsträger aufzubereiten.

 


Das klingt nach einer großen Herausforderung.


Es ist ein Spagat. Zum einen braucht es einen verlässlichen Motor, der alle Prozesse am Laufen hält. Dazu gehört der Zahlungsverkehr, Transaktionen oder auch der Wertpapierhandel. Hier gibt es wenig Toleranzspielraum und Ausfallzeiten sind nicht erlaubt. Auf der anderen Seite des notwendigen stabilen Kerns steht die Welt des Kunden. Die Erwartungen steigen dort stetig. Ein massiver Maschinenraum ist aber nicht immer mit der neuesten Technologie kompatibel. Viele Finanzdienstleister sind daran gescheitert die beiden Welten miteinander zu vereinen. Es ist nicht immer alles möglich.

 


Bestimmt spielt auch die Regulatorik eine wichtige Rolle.


Genau. Dabei agiert die BaFin wohl in der Hauptrolle. Es ist gut, dass sie immer genau hinschaut und kontrolliert, ob wir in der Bank- und Finanzwelt alles mit Bedacht und gut erledigen. Das führt allerdings zu regulatorischen Herausforderungen. Wenn es darum geht, veraltete Legacy-Systeme zu modernisieren, ist Regulatorik stets im Hinterkopf. Gleiches gilt auch für den hohen Kostendruck in der Branche. Es geht um ein Fingerspitzengefühl zwischen Investments und gleichzeitig darum, die Kosten zu halten.

 


Ist dieses Fingerspitzengefühl das entscheidende Attribut für einen erfolgreichen CIO?


Es geht viel mehr um Ruhe und Ausgeglichenheit. In der IT überhäufen uns Wünsche aus unterschiedlichsten Richtungen. Das hängt vor allem mit dem Wandel der letzten Jahrzehnte zusammen. Während früher der Arbeitgeber immer die neueste Technologie zur Verfügung stellte, ist die Technik im Privatleben heutzutage häufig voraus. Junge Absolventen fühlen sich dann häufig in der Zeit zurückkatapultiert. Ein CIO muss dann dafür sorgen, seine Mitarbeiter zufriedenzustellen, deren Ansprüche immer weiter steigen. Im Vordergrund steht aber immer die Verlässlichkeit. Und die muss ein CIO mit der modernsten Technologie bestmöglich in Einklang bringen.

 


Und wo soll ein CIO seine Mitarbeiter besser zufrieden stellen als in Hamburg. Was macht aus deiner Sicht den IT-Standort Hamburg besonders?


Mein spontaner Impuls sagt: Alles! Hamburg ist wunderschön. 1996 habe ich den Entschluss gefasst für drei bis vier Jahre nach Hamburg zu ziehen. Wir schreiben 2022 und ich bin immer noch hier und habe nicht eine Sekunde darüber nachgedacht die schönste Stadt Deutschlands zu verlassen. Die Metropolregion ist mit seiner enormen Fläche, dem Stadtkern und dem Umland sehr facettenreich. Somit gibt es auch beruflich immer mehr Herausforderungen. Auch als Ausbildungsstandort hat sich die Hansestadt entwickelt, sodass sie immer mehr neue Talente herausbringt. Um es kurz zu machen: Ich kenne viele zugezogene Hamburger, aber nur wenige die hier wieder wegziehen.

 


Gibt es dennoch etwas, was du dir für den IT-Standort wünschst?


Ich wünsche mir, dass wir mehr in die Hochschule investieren und Hamburg zu einem noch besseren Ausbildungsstandort machen. Die Bildungseinrichtungen benötigen eine moderne Ausstattung und finanzielle Möglichkeiten. Es gibt zwar schon einige Universitäten, die aus Unternehmenskreisen entstanden sind und es existieren viele Trainee-Programme, doch ich wünsche mir, dass wir noch mehr in Hochschulen reinstecken. Deswegen bin ich auch Gründungsmitglied des IT-Executive Clubs und finde nach wie vor, es war eine spannende und richtige Idee.

 


Das finden wir auch. Vielen Dank für das Gespräch, Peter.


Gerne und auch euch vielen Dank!

 


Peter, Lust auf ein entweder oder?