IT-Executive Club | An der Alster mit Thomas Siekmann


IT-Executive Club | An der Alster mit Thomas Siekmann

 

Regelmäßig stellen wir Mitglieder des IT-Executive Clubs vor, indem wir sie in einem kurzen Interview-Format zu Wort kommen lassen. Dabei stellen wir den CIOs des Nordens Fragen über ihre Arbeit oder ihr Unternehmen und lassen Einschätzungen zum IT-Standort sowie zum Club geben. In dieser Ausgabe sprachen wir mit Thomas Siekmann am Steg an der Alster über seinen Weg in die Informationstechnik, was die entscheidenden Attribute für einen erfolgreichen CIO sind und seine Gedanken zur Hansestadt. 


 

Name: Thomas Siekmann

Unternehmen: Exasol wurde im Jahr 2000 mit der Vision gegründet, die Datennutzung von Unternehmen grundlegend zu verändern. Heute vertrauen ambitionierte Organisationen weltweit auf die Analytics-Datenbank von Exasol – denn diese ist die schnellste der Welt. Mit Niederlassungen an mehreren Standorten in den USA und Europa ist es Exasols erklärtes Ziel, den Kunden flexible, skalierbare und leistungsstarke Analytics-Lösungen zu liefern, egal ob die Daten in der privaten oder öffentlichen Cloud oder On-Premise gespeichert sind.

Position: CIO

 

Interview geführt von: Silke Götz


Thomas, wie bist du zur IT gekommen?


Tatsächlich war mir IT schon sehr früh ein Begriff. Einerseits war mein Vater bereits in den frühen 70ern in dem Bereich beschäftigt und hat das Thema auch mit nach Hause gebracht. Ich erinnere mich noch an Hochglanzbroschüren eines damals führenden Herstellers mit drei Buchstaben auf dem Wohnzimmertisch. Andererseits komme ich aus einer Generation, in der es in der Schule noch keinen Informatikunterricht gab. Ich hatte das Glück, dass zwei Lehrer persönliches Interesse an dem Thema hatten und ich so mit 14 Jahren eine Informatik AG mitgestalten konnte. Computer, am Anfang ja erst einmal programmierbare Taschenrechner, hatten mich in der Zeit schon interessiert. Dann kamen PCs, die frühen Mobilgeräte wie der Newton folgten. Alles in allem kann man sagen, dass ich den Technologiefortschritt schon immer spannend fand.

 


Und du bist der IT seitdem treu geblieben?


Nicht ganz. Nach dem Abitur hatte ich viele Interessen. Die 80er waren geprägt von politischen Diskussionen. Ich habe mich erst einmal gegen Informatik entschieden und stattdessen Soziologie studiert. Das war für mich eine hervorragende Wahl. Ich habe viele beeindruckende Lehrende erlebt und Soziologie ist ein hoch spannendes Fach. Ich habe aber auch schnell gemerkt, dass mir die technologischen Themen fehlten. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Techniksoziologie als zweiten Studienschwerpunkt zu wählen. Meine Abschlussarbeit habe ich 1991 darüber geschrieben, wie elektronische Kommunikation mit Hypertexten wissenschaftliches Arbeiten verändern wird, eine Art fundierte Vorhersage, wie Technologie auf Organisationen wirkt. Die parallelen Arbeiten von Berners-Lee, die zu unserem heutigen World Wide Web führten, wurden erst später in dem Jahr veröffentlicht. Anschließend habe ich noch eine gewisse Zeit in der Forschung verbracht.

 


Aus der Wissenschaft in die Wirtschaft. Wie kam es letztendlich dazu?


Im Rahmen eines Forschungsprojekts habe ich Programmierer und Softwareentwickler interviewt. Irgendwann hat mich einer der Interview-Partner gefragt, ob ich denn nicht auf der falschen Seite des Tisches sitze. Eine Universitätskarriere hatte ich nicht ernsthaft angestrebt und wir haben damals ein kleines Software-Unternehmen gegründet. Das war mein Ausstieg aus der Soziologie. In den darauffolgenden Jahren habe ich durch einige Wechsel dann genau die Rolle gefunden, die mir Spaß macht: das Managen der Unternehmens-IT.

 


Spannender Werdegang! Hilft dir dein Background in Soziologie ein erfolgreicher CIO zu sein?


Zu einem gewissen Teil bestimmt. Ich glaube, CIOs sollten sich immer bewusst sein, dass sie Technologie zu Menschen bringen. Die Technik ist eine Triebfeder, aber man sollte nie aus dem Auge verlieren, dass wir ihre Nutzung in eine Organisation einbinden; dass Technik die Akzeptanz des Unternehmens braucht. Ich sehe viele Kollegen mit technischen Werdegängen, die das hervorragend berücksichtigen und umsetzen. Mir erschien diese Perspektive durch meinen eigenen Weg immer als sehr natürlich, das ist sicher eine Hilfe. Organisatorisches Change Management als wichtiges Instrument ist der Normalfall. Genauso normal war es für mich immer, dass man klar kommuniziert, aber vor allen Dingen auch mit verschiedenen anderen Organisationsbereichen im Einklang ist. Dabei kommt es darauf an, sich regelmäßig abzustimmen, miteinander zu reden, das Gefühl zu vermitteln, dass es ein gemeinsamer Erfolg ist, den man erzielt und nicht eine Abteilung einer anderen zuarbeitet. Dazu gehören Empathie und das Verständnis für kulturelle Unterschiede. Man muss sicherlich nicht Soziologie studiert haben, um das zu berücksichtigen, aber gerade am Anfang meines Berufslebens hat es doch geholfen.

 


Nun bist du CIO bei Exasol. Welche Herausforderungen habt ihr in euerm Unternehmen und wie meisterst du diese?


Hier muss ich etwas ausholen. Exasol ist vor über 20 Jahren gegründet worden, mit der ambitionierten Idee, eine extrem schnelle Datenbank zu liefern. Da wir früh und konsequent auf moderne Technologien gesetzt haben, hat Exasol heute ein sehr reifes Produkt, das im Alltag sehr robust ist und vor allem mit seiner außergewöhnlich hohen Performance überzeugt.

2020 ist Exasol an die Börse gegangen. Das war ein neuer Startpunkt für die Veränderung des Unternehmens. Ich bin einige Monate danach zu Exasol gestoßen. 

Wir haben seit vielen Jahren langfristige Kooperationen mit Kunden und bieten Stabilität. Gleichzeitig internationalisieren wir unsere Aktivitäten. Wir verändern uns also gerade an vielen Stellen. Wir verbessern unsere gewohnte Qualität bei Produkt und Service und arbeiten gleichzeitig über immer mehr Länder verteilt – eine Herausforderung, die die IT nur in sehr enger Kooperation mit allen Bereichen des Unternehmens leisten kann. Auch die IT selbst ist internationaler und diverser geworden; wir haben in der ‚Corona-Zeit‘ viele Prozesse optimiert und arbeiten als globales Team.

Deshalb war es meiner Wahrnehmung nach sehr wichtig, sich der besonderen Herausforderung dieser Veränderung bewusst zu werden, ausreichend zu kommunizieren, sozusagen die Antennen dafür zu entwickeln, welche Themen besonders intensiv abgestimmt werden müssen, die „lost in translation“-Risiken zu minimieren. Ich denke, das ist uns sehr gut gelungen. Es erfordert eine Mischung aus Stringenz und manchmal auch Behutsamkeit.

 


Obwohl deine Firma ihren Hauptsitz in Nürnberg hat, hast du dich dazu entschieden, Hamburg zu deinem Lebensmittelpunkt zu machen. Was macht für dich die Hansestadt als IT-Standort so besonders?


Das ist jetzt ein Punkt, den mir auch die Arbeit mit ITEC sehr klar gemacht hat. Es gibt eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Firmen und zwischen den Persönlichkeiten in der IT, mit dem Ziel, Hilfe zu geben, zu pushen, aber auch eine Umgebung zu schaffen, die am Ende für alle sehr wertvoll ist. Außerdem entfaltet Hamburg enorme Aktivitäten, um beim Thema „Knowledge“ up to date zu bleiben und weiter zu wachsen. Ich sehe, wie viele ITEC-Kollegen und Kolleginnen engagiert sind. Und ich sehe, dass aktuelle Themen, sei es Artificial Intelligence oder Quantencomputer, hier ganz konkret bearbeitet werden. Hamburg ist durchaus ein Standort, der sich zukunftsorientiert aufstellt. Dazu ist Hamburg auch noch modern und weltoffen. Die Kombination macht die Stadt als IT-Standort und auch für mich persönlich sehr besonders.

 


Schön zu hören, dass dir der Austausch so wichtig ist. Ist das einer der Gründe, weshalb du dem ITEC so verbunden bist?


Auf jeden Fall. Ich bin sehr gerne Teil der ITEC-Community und finde, dass es eine sehr positive Organisation ist, bei der man sich wunderbar angebunden fühlt. Das sind sehr gute Voraussetzung für Kontakte, die dann ganz viele Konstellationen zulassen. Angefangen von einer ganz einfachen Frage, bei der man denkt, dass ein ITEC-Kollege diese eventuell schon einmal gelöst hat, bis hin zu offenen Diskussionen über Dinge, die vielleicht für uns alle neu sind. Dass man das alles offen und frei machen kann, ohne dass es ein Vertrauensproblem gibt, fand ich von Anfang an sehr positiv. Ich bin seit Jahren auch in anderen, überregionalen Communities aktiv, die Tolles leisten. Der ITEC ist auf jeden Fall ein Juwel.

 


Das freut uns sehr zu hören. Genau dafür ist der ITEC auch da. Vielen Dank für das interessante Gespräch, Thomas!


Gerne und auch euch vielen Dank!


 

 


Thomas, Lust auf ein entweder oder?