IT-Executive Club | An der Alster mit Sebastian Gerling


IT-Executive Club | An der Alster mit Sebastian Gerling

 

Regelmäßig stellen wir Mitglieder des IT-Executive Clubs vor, indem wir sie in einem kurzen Interview-Format zu Wort kommen lassen. Dabei stellen wir den CIOs des Nordens Fragen über ihre Arbeit oder ihr Unternehmen und lassen Einschätzungen zum IT-Standort sowie zum Club geben. In dieser Ausgabe sprachen wir mit Sebastian Gerling am Steg an der Alster über seine Rolle als CDO der Universität Hamburg, seine Gedanken zur Hansestadt und weshalb er dem Club verbunden ist.


 

Name: Prof. Dr.-Ing. Sebastian Gerling

Unternehmen: Universität Hamburg – mit mehr als 43.000 Studierenden ist die Universität in der Freien und Hansestadt Hamburg, die größte Forschungs- und Ausbildungseinrichtung in Norddeutschland und einer der zehn größten Hochschulen in Deutschland. Seit Juli 2019 ist sie als Exzellenzuniversität Deutschlands prämiert.

Position: CDO

 

Interview geführt von: Silke Götz


Sebastian, wann hattest du das erste Mal Berührung mit Computern?


Mein Vater hat als Wissenschaftler in der Physik schon früh mit Computern gearbeitet, daher gab es bei uns zu Hause eigentlich schon seit Anfang der 1980er Computer. Ich bin quasi damit aufgewachsen. Computer und deren Möglichkeiten haben mich einfach schon immer fasziniert. 

 


Und du bist seit deiner Kindheit den Computer und der IT treu geblieben?


Tatsächlich habe ich zunächst zwei Semester Jura in Augsburg studiert. Mich haben schon immer die Themen Datenschutz und Informationssicherheit interessiert und ursprünglich wollte ich mich diesen Themen von der juristischen Seite nähern. Auch wenn die Begeisterung für die juristische Betrachtung bis heute geblieben ist, war die Begeisterung für die technische Betrachtung aus dem Blickwinkel der Informatik am Ende größer: Ich bin also nochmal gewechselt und habe Informatik in Saarbrücken studiert. Nachdem ich sowohl meinen Bachelor als auch Master in Informatik abgeschlossen hatte und mich auch während des Studiums schon immer weiter in Richtung Informationssicherheit spezialisiert hatte, habe ich mich im Anschluss ganz auf diesen Bereich fokussiert und später auch in diesem Bereich promoviert. Auch nach meiner Promotion bin ich dem Thema treu geblieben und habe mit meinem Doktorvater Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Backes aus seinem Lehrstuhl heraus die heute weltweit führende Forschungseinrichtung für Informationssicherheit aufgebaut: das CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit in Saarbrücken. 

 


Seit 2021 bist du CDO der Universität Hamburg. Inwiefern grenzt sich deine Rolle als CDO an einer Universität zu der in einem Unternehmen ab?


Ganz besonders spannend an meiner Rolle als CDO der Universität Hamburg (UHH) ist, dass sie extrem vielseitig ist, da viele Bereiche involviert sind. Ähnlich wie in Unternehmen geht es auch im Digital Office darum, Prozesse zu optimieren und digital zu implementieren, d.h. neue IT-Lösungen beispielsweise für moderne Kollaborationsformen innerhalb der Organisation zu schaffen. Bei uns geht das Thema allerdings noch weiter darüber hinaus und ist in meinen Augen viel spannender. Als Universität müssen wir immer am Puls der Zeit bleiben, treiben kontinuierlich Innovation für Wirtschaft und Gesellschaft voran und bilden die Fachkräfte von morgen aus. Daher betrifft die Digitalisierung auch alle Bereiche der Universität, von der Forschung, über die Lehre, über den Transfer, bis hin zu den klassischen Themen der Administration und allen weiteren unterstützenden Einrichtungen für die Wissenschaft. Digitale Transformation an einer Hochschule bedeutet also auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie Lehrinfrastrukturen aussehen sollten, wie Lehre am besten mit digitalen Medien vermittelt werden kann, aber auch was etwa an neuen digitalen Inhalten und Methoden in der Lehre für alle Fächer interessant sein könnte. Das macht es besonders spannend und wertvoll für mich als CDO an der Universität tätig zu sein.

 


Gibt es entscheidende Attribute, um für dich als CDO in deiner derzeitigen Funktion erfolgreich zu sein?


Grundlage ist natürlich, dass ich die ganzen technischen Systeme verstehe und eine solide Ausbildung im Bereich der Informatik durchlaufen habe. In Bezug auf die Universität ist für mich außerdem wichtig, dass ich eine große Begeisterung für Wissenschaft und den Wissenschaftsbetrieb mitbringe, und für die Ausbildung von Nachwuchs in verschiedenen Rollen bereits tätig war. Meine Laufbahn hat sich seit mehr als 20 Jahren immer um die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und IT gedreht – angefangen bei der Max-Planck-Gesellschaft, an der Universität des Saarlandes oder auch beim Aufbau des CISPA. Dadurch kann ich sowohl die Hintergründe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, als auch der Lehrenden und Studierenden gut verstehen, und versuchen sie bestmöglich zu unterstützen. Darüber hinaus ist es wichtig, Freude daran zu haben, mit Menschen zusammenzuarbeiten und vermutlich auch eine gute Portion Neugier, Offenheit und stetigen Tatendrang mitbringen. 

 


Von der Universität Hamburg zur Stadt Hamburg. Was macht die Hansestadt für dich als IT-Standort so besonders?


Hamburg ist eine sehr attraktive Stadt, hat ein tolles Wirtschaftsumfeld und riesiges Potential. Was ich besonders spannend finde, ist das Zukunftskonzept Science City Hamburg Bahrenfeld wo Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft noch stärker zusammenwachsen. Da entsteht gerade etwas Einzigartiges. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und urbanem Raum gut gelingen wird. Es sind vor allem diese visionären Konzepte, die mich davon überzeugt haben, nach Hamburg zu kommen. Da verspürt man direkt Zukunftsdenken und möchte Teil davon sein. 

 


Siehst du dennoch Verbesserungspotential, für Hamburg als IT-Standort?


Was ich mir als CDO der UHH für Hamburg natürlich wünsche, ist dass das Thema Bildung und Forschung einen noch größeren Stellenwert bekommt. Ich glaube, dass die Zukunft in Deutschland an ganz vielen Standorten, und besonders auch in Hamburg, von der Entwicklung des Wissenschaftsstandorts und der Ausbildung abhängt. Im Kontext der digitalen Transformationen, Informatikausbildung und Data Science müssen wir noch deutlich besser werden – mehr machen. Wir an der Uni arbeiten daran bereits. Gleiches gilt für das Thema Digitalisierung an der Schnittstelle zur Nachhaltigkeit. An der Universität Hamburg sind beide Themen im Rahmen der Twin-Transformation eng verbunden und ich freue mich hier ganz besonders auf die Zusammenarbeit mit unserer neuen CSO (Chief Sustainability Officer). Auch wenn wir mit Hochdruck an der Twin-Transformation arbeiten, haben wir noch einen weiten Weg vor uns. 

 


Wie bist du auf ITEC gekommen und weshalb bist du dem Club so verbunden?


Als ich in die Hansestadt gezogen bin, habe ich Gleichgesinnte gesucht, mit denen ich in Hamburg etwas bewegen kann. Über verschiedene Mitglieder habe ich erfahren, dass ITEC hierfür ein guter Anknüpfungspunkt ist. Nach den ersten Treffen war ich mir sicher, dass das genau die Plattform und das Team ist, mit denen ich mich inhaltlich austauschen und über Visionen und Strategien für den Standort diskutieren kann. Dadurch, dass sowohl Professuren der Hochschulen, aber auch Kolleginnen und Kollegen von kleinen bis großen Unternehmen mit sehr viel Erfahrung dabei sind, gibt es für jeden Bereich einen Diskussionspartner oder Diskussionspartnerin. Vor allem diesen Austausch zwischen Universität und Unternehmen schätze ich sehr. Der Mehrwert, den ich über ITEC erlange, ist für mich enorm hoch, und deswegen engagiere ich mich gerne.

 


Das freut uns sehr, dass der Club dir einen so großen Mehrwert bringt. Sebastian, vielen Dank für das nette und interessante Gespräch mit dir!


Sehr gerne!


 

 


Sebastian, Lust auf ein entweder oder?