IT-Executive Club | An der Alster mit Dr. Annette Hamann


Regelmäßig stellen wir Mitglieder des IT-Executive Clubs vor, indem wir sie in einem kurzen Interview-Format zu Wort kommen lassen. Dabei stellen wir den CIOs des Nordens Fragen über ihre Arbeit oder ihr Unternehmen und lassen Einschätzungen zum IT-Standort sowie zum Club geben. In dieser Ausgabe sprachen wir mit Dr. Annette Hamann am Steg an der Alster über ihre Rolle als CIO von Beiersdorf und Gründungsmitglied im Vorstand des IT-Executive Club.


Name: Dr. Annette Hamann

Unternehmen: Beiersdorf AG | Beiersdorf Shared Services GmbH

Beiersdorf steht seit fast 140 Jahren für innovative, hochwertige Haut- und Körperpflege sowie wegweisende Hautforschung. International führende Marken wie NIVEA – die weltweite Nummer 1 in der Hautpflege* –, Eucerin (Dermokosmetik), La Prairie (Selektivkosmetik) und Hansaplast (Pflaster- und Wundversorgung) überzeugen Tag für Tag Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Namhafte Marken wie Aquaphor, Coppertone, Chantecaille, Labello, 8x4, atrix, Hidrofugal, Maestro oder Florena ergänzen unser breites Portfolio im Unternehmensbereich Consumer.

Beiersdorf Shared Services (BSS) verantwortet als hundertprozentige Tochtergesellschaft mit über 450 Mitarbeitenden weltweit die IT und mit über 130 Mitarbeitenden Finance-Services für den Beiersdorf Konzern. BSS wurde in 2003 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Hamburg, Deutschland. Seit 2022 sind Tochtergesellschaften in Polen und Mexiko zwei internationale Hubs von BSS.

Die IT ist ein wesentlicher Treiber der digitalen Transformation von Beiersdorf und verfolgt das Ziel, mit innovativen Hautpflegeprodukten und -lösungen in einer digitalisierten Welt Mehrwerte für die Verbraucher:innen zu schaffen – auf Grundlage einer hochleistungsfähigen, agilen und wettbewerbsfähigen IT. Rund 450 IT-Expert:innen schaffen mit zukunftsorientierten IT-Lösungen die Basis für Wachstum und Wettbewerbsvorteile und liefern als IT einen nachweisbaren Wertbeitrag für Beiersdorf.

Position: CIO at Beiersdorf and Managing Director of BSS IT

 

Interview geführt von: Felicitas von Kap-herr


Annette, wie bist Du zur IT gekommen? Warst Du schon immer in der IT tätig?


Ich habe Mathematik und nebenbei Sinologie und VWL studiert. Mathematik habe ich gewählt, weil ich dachte, dass es mir liegt. Inhaltlich war dies auch der Fall, aber es ist auch ein sehr isoliertes Arbeiten. Mit den Erfahrungen, die ich in der angewandten Mathematik mit dem Programmieren gemacht habe, hatte ich dann auch ähnliche Vorbehalte eine Karriere in der IT zu beginnen. Zum Glück wurde ich dennoch überzeugt in der IT anzufangen und startete nach dem Studium als IT-Projektmanagerin. Ich habe die IT tatsächlich schätzen gelernt. Der Bereich bietet unterschiedliche Möglichkeiten und viel Abwechslung. Dadurch, dass sich alles permanent weiterentwickelt, befindet man sich in einem kontinuierlichen Lernprozess. Und das finde ich nach wie vor sehr spannend.


Als CIO bei Beiersdorf liegt Dein Fokus auf der digitalen Transformation des Konzerns. Welche konkreten Initiativen oder Projekte hast Du bisher durchgeführt, um diesen Transformationsprozess voranzutreiben?


Gemeinsam mit den Fachabteilungen arbeiten wir konsequent auf die Umsetzung unserer Digitalstrategie in allen Bereichen hin. Unsere Herangehensweise basiert auf einem gut strukturierten Programm, das eng an unsere Unternehmensstrategie und Prioritäten angeknüpft ist. Hierfür haben wir in den letzten Jahren mit allen Geschäftsbereichen Digitalisierungs-Roadmaps entwickelt und mit der Implementierung gestartet: den Aufbau unserer holistischen Data & Analytics Infrastruktur, die als Grundlage für skalierbare KI-Lösungen dient, verschiedene Automatisierungs-Projekte und eine Neuaufstellung unseres Consumer Interaction Management.

In den kommenden Jahren möchten wir die Wertschöpfung durch Digitalisierung und Technologie weiter signifikant beschleunigen, indem wir unsere Digitalisierungs-Roadmaps umsetzen und kontinuierlich weiterentwickeln.


Welche Hindernisse oder Widerstände hast Du möglicherweise bei der Umsetzung dieser Transformation erlebt und wie bist Du damit umgegangen?

Ganz generell bedeutet „Digitale Transformation“ für mich, Unternehmensabläufe und Arbeitsprozesse mithilfe von Technologien neu zu denken. Es geht darum, wie man in Zukunft arbeiten möchte, was anders gemacht und verbessert werden soll. Diese Punkte haben in einem Unternehmen starken Einfluss darauf, welche Skills dafür notwendig sind, wie die Organisationsstruktur aussieht und wie am Ende die Wertschöpfung definiert wird. Die Technologie kommt dann maßgeblich bei der Umsetzung ins Spiel.

Diesen Wandel erst einmal zu starten, ist eine Herausforderung. Es gibt einige Bereiche, in denen das ganz natürlich ist, weil sich die Umwelt so stark verändert, dass man nicht mehr so arbeitet wie früher. In anderen Bereichen, wo der Einfluss der Digitalisierung noch nicht so stark ist, ist es ein bisschen schwieriger. Transformation ist ein „People Business“. Ich kann nur etwas ändern, wenn ich die Menschen mitnehme – und die sind nun einmal vielfältig. Deshalb war es mir wichtig, die Mitarbeitenden auf dieser Transformationsreise einzubeziehen. Dafür standen – und stehen – wir im engen Dialog mit den Kolleg:innen und fördern eine transparente Kommunikation. In der IT haben wir zum Beispiel verschiedene Formate für den Austausch zwischen dem Management-Team und den Mitarbeitenden etabliert. Außerdem werden relevante Informationen rund um die Vision, Strategie und Transformation verständlich aufbereitet und über das Intranet zur Verfügung gestellt.


Was ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung eines Transformationsprozesses in der IT innerhalb (D)eines Unternehmens?


Eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung eines Transformationsprozesses in der IT im Unternehmen ist eine klare Vision und die Zustimmung der Unternehmensleitung diese auch umzusetzen. Dies schafft eine klare Ausrichtung, fördert die Akzeptanz in der gesamten Organisation und ermöglicht eine schrittweise Anpassung an die Veränderungen.

Zusätzlich zur klaren Vision und Führung spielen auch eine offene Kommunikation, regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter, die Bereitstellung benötigter Ressourcen und eine kontinuierliche Überprüfung des Fortschritts eine entscheidende Rolle. Die Einbeziehung der Mitarbeitenden, Flexibilität bei der Anpassung von Prioritäten und eine Kultur, die Veränderungen unterstützt und Innovationen fördert, tragen ebenfalls zum Erfolg eines IT-Transformationsprozesses bei.


Die Zusammenarbeit zwischen der IT-Abteilung und anderen Geschäftsbereichen ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg von IT-Projekten. Wie förderst Du die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen der IT und anderen Abteilungen?


Ich halte eine IT-Organisation für notwendig, die sich an den Geschäftsbereichen ausrichtet und damit eine enge und fokussierte Zusammenarbeit mit den einzelnen Business-Bereichen ermöglicht. Wir haben uns deshalb entschieden, die IT-Organisation entlang von drei Product-Domains einzuteilen:

„Product, Consumer & Customer Experience“, „Supply Chain“ und „Business Administration“. Zudem haben wir gezielt Mitarbeitende bei uns, die über mehrjährige Erfahrung außerhalb der IT in unterschiedlichen Geschäftsbereichen wie Marketing, Finanzen oder Verkauf verfügen, um über gemeinsame Erfahrungen und „Sprache” eine engere Verbindung zum Business aufzubauen. So entsteht eine strategische Partnerschaft zwischen der IT und dem Business. Wenn die Teams dauerhaft integriert arbeiten, können sie gemeinsam besser effektive Lösungen und schnellere Innovationen erarbeiten.


Die Rolle des CIOs hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Was sind heute die entscheidenden Attribute für einen erfolgreichen CIO?


Ja, ich denke auch, dass die Digitalisierung und dessen strategische Priorität die CIO-Rolle verändern. Schon deswegen, weil die Digitalisierung meines Erachtens nicht nur die Technologie betrifft. Der Transformationsprozess funktioniert nicht ohne die Mitarbeitenden, die bereit zur Veränderung sind und nicht ohne, dass die Digitalstrategie fest in der Unternehmensstrategie verankert ist. Eine Digitalstrategie muss aus meiner Sicht die gesamte Unternehmensstruktur und auch -kultur einbeziehen. Insofern sind wichtige Attribute neben strategischer Weitsicht und dem Wertbeitrag-Gedanken der IT auch Dinge wie Flexibilität, Kommunikationskompetenz sowie die Fähigkeit zu motivieren und voranzugehen.

Zusätzlich zur technologischen und kommunikativen Kompetenz ist ein solides Verständnis für Geschäftsprozesse von großer Bedeutung.


Was macht Hamburg als IT-Standort besonders? Was wünscht Du dir für den IT-Standort Hamburg?


Hamburg wächst als IT-Standort immer weiter. Die Stadt ist eine vielfältige und wachsende Gemeinschaft aus Start-ups und Unternehmen, die an Technologielösungen für unsere heutigen Herausforderungen arbeiten. Zudem bietet Hamburg eine attraktive Mischung aus qualifizierten Fachkräften, verschiedenen Forschungseinrichtungen und einer lebendigen digitalen Infrastruktur. Ich denke, das sind ideale Bedingungen für eine innovative und zukunftsorientiere IT-Branche.

Ich wünsche mir für Hamburg, dass die Ausbildungsmöglichkeiten zum Aufbau von IT-Knowhow stetig erweitert werden. Die Investition in diese Ausbildung ist ein absolut kritischer Erfolgsfaktor für das Gelingen der Digitalisierung – mit Blick auf die lokale Wirtschaft und hinsichtlich einer zukunftssichernden und gesellschaftlichen Verantwortung. Um die Kraft der Digitalisierung zu nutzen, sind wir auf IT-Expert:innen angewiesen.


Welchen Rat würdest Du jungen Fachkräften geben, die eine Karriere im IT-Bereich anstreben und vielleicht auch eine Führungsrolle, wie Du sie innehast, erreichen möchten?


In zahlreichen Unternehmen wird die IT als eine Expert:innenfunktion wahrgenommen. Es ist daher ratsam, die ersten Karriereschritte zu nutzen, um die eigenen Interessen und Stärken zu erkennen und eine bewusste Entscheidung zu treffen, ob man eine Laufbahn als Expert*in oder in einer Führungsposition anstrebt. Die folgenden Karriereschritte sollten darauf ausgerichtet sein, kontinuierlich die notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen auszubauen.


Du hast eine aktive Rolle bei der Gestaltung und Entwicklung des IT-Executive Clubs. Was motiviert dich dazu, dich als Gründungsmitglied zu engagieren und was wünscht Du dir für den Club in der Zukunft?


In meiner Funktion als Gründungsmitglied im Vorstand des IT-Executive Clubs liegt meine Motivation darin, eine Plattform zu schaffen, die IT-Entscheider:innen aus der Region zusammenbringt. Es geht darum, den IT-Fußabdruck in unserer Region zu stärken und einen Raum für den Austausch von Wissen und Erfahrungen zu bieten.

Darüber hinaus sehe ich den Club als eine Gelegenheit, im Zusammenspiel mit Gesellschaft und Politik einen positiven Einfluss auszuüben. Wir können als Vereinigung von IT-Führungskräften eine wichtige Rolle dabei spielen, die Entwicklungen in der Technologiebranche voranzutreiben und gleichzeitig sicherzustellen, dass unsere Gesellschaft, Region und Stadt von diesen Entwicklungen profitiert.

Für die Zukunft des Clubs wünsche ich mir, dass er weiterhin ein Ort des aktiven Austauschs bleibt, in dem innovative Ideen entstehen und die Vernetzung von IT-Expert:innen gefördert wird. Ich hoffe, dass wir hiermit einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung unserer Region und der Technologiebranche insgesamt leisten können.

 


Annette, Lust auf ein entweder – oder?